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Vier Uhr Morgens. Noch ist es dunkel über den Dardanellen. Prof. Manfred Korfmann bricht mit einem Ausgrabungstrupp auf, um Licht in eines der ältesten Geheimnisse der Geschichte zu bringen. Korfmann wird als Visionär gefeiert, als „Däniken der Archäologie“ kritisiert.  In glühender Hitze wird er mit seinen Arbeitern nun an einem Ort graben, der auf türkisch „Hisarlik“ heißt – ein Ort, den seine Bewohner vor 3000 Jahren vielleicht „Wilusa“ oder „Taruisa“ nannten, seine Feinde „Ilion“: „Troja“

Rund um den Krieg der Achäer gegen eine Stadt namens Troja spannen sich Homers „Ilias“ und „Odyssee“, mit einem Alter von über 2700 Jahren die ältesten Literaturmo-numente des Abendlandes.

Wer aber waren Odysseus und Agamemnon, Achilles und Hector, Priamos und Paris? Hat es die schöne Helena und die weissagende Kassandra wirklich gegeben? Hat eine Stadt namens Troja tatsächlich existiert oder lebte sie nur in der Fantasie des blinden, griechischen Sängers Homers?

1870: ein deutscher Kaufmann und Abenteurer behauptet die Antwort zu kennen. Mit der „Ilias“ in der Hand will Heinrich Schliemann das sagenumwogene Troja auf dem Hügel „Hisarlik“ in den Dardanellen gefunden haben.

Übereilig interpretiert er seine Entdeckungen als Beleg für die Legende. Aus ausgegrabenen Schmuckstücken wird so der Schatz des Troer Königs Priamos. Die Sensation ist perfekt. Scheinbar. Tatsächlich war Hisarlik als möglicher Standort Trojas bereits vor Schliemann identifiziert und auch wieder angezweifelt worden.

Schliemanns Verdienst als begeisterter Finanzier der Ausgrabung und publikums-wirksamer PR-Mann in Sachen Troja wird bis heute gewürdigt. Weniger bekannt sind Schliemanns Schattenseiten: unhaltbare Behauptungen, rabiate Ausgrabungs-methoden, Schmuggel von Fundstücken. 

Tatsächlich konnte weder Schliemann noch seine grabenden „Erben“ einen gültigen Beweis dafür finden, dass es sich bei der türkischen Ausgrabungsstelle um die  besungene Stadt Troja/Ilios handelte. Die Steine und Scherben von Hisarlik schwiegen.

Ende der achtziger Jahre: Der Tübinger Archäologe Prof. Manfred Korfmann öffnet mit dem „Troja Projekt“ die nun seit 40 Jahre ruhenden Grabungen neu - und wird fündig.

Anders als sein geistiger Ahnherr Schliemann rückt Korfmann dem archäologischen Rätsel nicht nur mit „Spaten und der Ilias“ zu Leibe. Sein Team bedient sich neuster Technik: Multimedia-Simulationen, magnetischen Sonden und Satellitenpeilung gehören zum Repertoire. Korfmann stehen Computerexperten, Sprachforscher und Paläozoologen zur Seite.

Korfmann ist nicht gekommen die Schriften Homers belegen. Sein Ansatzpunkt liegt weit östlich der hellenistischen Welt: Die Ruine von Hisarlik könnte eine wichtige internationale Handelsmetropole im Einflussbereich des Hethiterreichs gewesen sein. Im 14. und 13. vorchristlichen Jahrhundert war das sich über Großteile Kleinasiens erstreckende Reich der Hethiter eine Weltgroßmacht - auf einer Stufe mit Babylon und Ägypten.

Hethitische Keilschriften sind aufgetaucht auf, die Stadtstaaten namens Wilusa und Taruwisa belegen. Könnte Wilusa gleich Wilios oder Ilios sein? Taruwisa gleich Troja?

Im siebten Jahr der Grabung macht Korfmanns Ausgrabungsteam eine elektrisierende Entdeckung. Zwischen Scherben und Abfall wird ein Siegel gefunden. Das erste Schriftdokument aus Troja. Die Inschrift des Siegels ist in Keilschrift in luwischer Sprache verfasst, einem hethitischen Dialekt. Die Brücke von Schliemanns „Troia/Illos“ zum Wilusa der Hethiter ist geschlagen.

1993 gelingt Korfmann ein weiterer spektakuläre Fund: Weit von der ursprünglichen Grabungsstätte Schliemanns, der sogenannten Burg, entfernt liegt ein Verteidigungsgraben zur Abwehr feindlicher Streitwägen. Er könnte belegen, dass Troja in der Blütezeit mit 100.000 bis 200.000 Quadratmetern und bis zu 10.000 Einwohner fünf mal so groß war wie bisher angenommen. Für damalige Zeiten eine Großstadt. 

Die Frage nach Größe und Bedeutung der Stadt steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem trojanischen Krieg. Kaum hätten die Griechen die weite Reise aus Mykene unternommen, um zehn Jahre lang eine kleine „Piraten“-Festung zu belagern. War die Stadt auf dem Hügel Hisarlik aber ein international Handelsmetropole, wird eine solche kriegerische Unternehmung plausibel.

Auf der Stuttgarter Troja Ausstellung im März 2001 platzt die Bombe. Korfmanns Erkenntnisse werden erstmals einem breiten Publikum präsentiert. Ein Expertenstreit entbrennt. Korfmann wird von Kollegen der „Irreführung der Öffentlichkeit“ und der „intellektuellen Unzulänglichkeit“ bezichtigt. Sind Korfmanns Thesen etwa nur populäre Spekulationen wie die Schliemanns? Das Geheimnis um Troja bleibt.

Der Film berichtet von der Suche nach einem sagenumwogenen Ort auf einer der bekanntesten und umstrittensten Ausgrabungsstätten. Dabei kann umfassend auf Materialien des ZDF-Programmarchiv zurückgegriffen werden. Insbesondere die Arbeit Manfred Korfmanns hat das ZDF über Jahre hinweg immer wieder begleitet.

 

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